Ja, ich hab meine Harley, sie steht draußen vor der Tür, fährt und sie hat ein bis Ende Juni gültiges provisorischen Kennzeichen dran. Die Zeit bis zur geplanten Übergabe meines Motorrads wollten wir nutzen, um in Motorrad-Zubehörläden nach weiterem Kleinkram zu suchen, etwa Packtaschen für Doris‘ Sportster. Revzilla am Rand von Philadelphia sei eine gute Adresse,

Jetzt ist sie endgültig meine, hier noch im Showroom von Hannum’s in Chadd’s Ford

Die Fahrt dahin war allerdings das beste an dem Laden. Der liegt im ehemaligen Marinehafen von Philadelphia am Delaware River, und weil eine Straße gesperrt war, mußten wir einer abenteuerlichen Umleitung folgen. Die führte an Kaimauern entlang und um verlassene Ecken des Hafens, so dass sich sogar ein Mitarbeiter der städtischen Wasserversorgung mit seinem weißen Ford-Pickup verfahren hatte. Er wendete in der selben Sackgasse wie wir, wir sahen ihn dann zehn Minuten später in der richtigen Straße wieder.

Die Umleitung führte vorbei an Dutzenden offenbar außer Dienst gesetzten Kampfschiffen, eine sehr bizarre Szenerie, und falls jemand einen Film in Philadelphia drehen will, das ist die richtige Location für eine Autoverfolgungsjagd. Platz ist da jedenfalls genug, das Gelände ist riesig.

Säuberlich aufgereiht: Ausrangierte Kiregsschiffe in Philadelphia

Im Laden gab es nichts für uns, er schien eher auf 400 Dollar teure Kevlar-Jeans für urbane Motorrad-Hipster spezialisiert. Danach holen wir mein Motorrad, fertig ist es zwar, nur der Title (Kfz-Besitzurkunde) fehlte noch, der sollte aus einer anderen Filiale des Händlers geholt werden. Während wir warteten, erklärt Mike, der Mechaniker (er heißt wirklich so), dass sie leider beim Montieren die Halterung der Navi-Stromversorgung abgebrochen hätten. Die übergab ich ihm am Tag davor, mit der Bitte sie zu montieren, wenn sie das Motorrad fertig machen. Zum Trost gibt er mir einen USB-Adapter für den Batterielade-Stecker, der ebenfalls am Motorrad verbaut ist.

Die neue Vance&Hince-Auspuffanlage ist jedenfalls dran, also warten wir auf den Title. Nachdem alle Formalitäten erledigt sind, schiebe ich die Harley aus dem Showroom, starte sie, Doris versucht mit dem iPhone zu filmen, das klappt nicht ganz.

Ach ja, ich vergaß zu erwähnen, dass inzwischen der Sommer ausgebrochen ist, 35 Grad waren es zwischendurch. Also fahre ich im T-shirt die ersten paar Meilen bis zum Motel. Der neue Auspuff donnert ganz schön, aber lange nicht so laut, wie der kaputte Auspuff davor. Am Motel montiere ich die Stromversorgung selbst und klebe die kaputte Halterung mit Klett-Bänder innen an die Scheibe, passt.

Inzwischen kommt Ingo, Cousin und Ex-Mitbewohner. Er ist zufällig beruflich in Philadelphia und hat bis Sonntag Zeit und sich ein Harley geliehen, eine metallicrote Street Glide. Ingo ist Ingenieur und auf Vakuum-Pumpen spezialisiert, er guckt zu, während ich die Stromversorgung an der Batterie verkable. Sagt nichts, also sollte alles ok sein. Der Stecker funktioniert, wir fahren zu dritt mit den beiden Motorrädern Pizza essen. Morgen holen wir die Sportster aus Valley Forge, dann geht es richtig los!

 

Ingo schaut zu, der Motelangestellte im Hintergrund beobachtet und aufmerkaam und wirft ab und zu einen unverständlichen Kommentar ein