Rachel und Kevin haben zwar die Kaffeebude verkauft, doch ausgerechnet heute soll sie wieder eröffnet werden. Da es im Stargazer Inn ohnehin kein Früstück gibt, schlurfen wir morgens über die Straße und bestellen zwei Milchkaffee bei der neuen Besitzerin. Die ist eher wortkarg, der Kaffee jedoch gut.

Die Kaffeebude in Baker: empfehlenswert

The Loneliest Road liegt vor uns, ein paar hundert Meilen Wüste bis Fallon, drei kleine Orte liegen dazwischen: Ely, Eureka und Austin. Sonst nichts. Wirklich nichts. Als wir losfahren scheint zwar noch die Sonne auf die schneebedeckten Berge im Great Basin National Park, doch es ist sehr windig.

Gestrandet in Baker: VW Käfer

Das macht vor allem Doris zu schaffen, sie kämpft gegen den Wind, befürchtet von der Straße gepustet zu werden. Das ist natürlich anstrengend, die nötige Lockerheit kommt bestimmt mit der Zeit.

„Living on the road my freind, is gonna keep you free and clean…“

Wir frühstücken bei Denny’s in Ely im Hotel Nevada, der Speisesaal ist von Slot Machines belagert und es riecht nach Zigarettenrauch, in Nevada darf man in Kasinos rauchen, sehr ungewohnt.

Draußen auf dem Parkplatz sehe ich ihn zum ersten Mal: einen 1930er Lincoln mit Michigan-Nummernschildern, sehr cool. Später in Eureka sehen wir den Lincoln wieder, der Fahrer winkt uns begeistert zu.

Hotel Nevada in Eureka

Später kommen wir ins Gespräch. Im Lincoln reisen Bart und Ellen aus Michigan. Sie sind in ähnlicher Mission unterwegs: Sie fahren den Lincoln Highway von Küste zu Küste mit der fast 90 Jahre alten Limousine. Wir trinken zusammen Kaffee, da erzählt Bart, dass er Mitglied der Lincoln Highway Society ist, die sich um diese historische Straße bemüht.

Bart und Ellen sind in ähnlicher Mission unterwegs

Der Lincoln Highway führt von New York nach San Francsico, war ab 1913 die erste Straßenverbindung von Küste zu Küste und teilt sich in Utah und Nevada die Trasse mit der US 50. Die beiden sind fasziniert davon, dass wir ähnliches wie sie mit Motorrädern unternehmen. Dass der US 50 ebenfalls von Küste zu Küste führt, wußte Bart gar nicht, er ist sehr erstaunt, das von einem Ausländer zu erfahren.

Den Lincoln hat er extra für diese Tour gekauft. Als er er 66 wurde, erzählt er, hat er einen 66er Ford Mustang gekauft und ist die Route 66 abgefahren. Da fällt Doris ein, dass wir beide zusammen 100 sind und wir nun den Highway 50 fahren.

Abends in Austin sehen wir den Lincoln nochmal, dann trennen sich unserer Wege. Wir übernachten im Cozy Mountain Motel, vorgebucht zum Glück, es ist alles ausgebucht.

Zum Essen sollten wir keinesfalls ins International Cafe gehen, sagt die Motel-Frau. Vor eineinhalb Jahren hat mich Hardy noch mit dem i3 vor dem Café fotografiert, samt Trump-Pence-Wahlwerbung.

Das Café hat in der Tat einen zweifelhaften Ruf, wie man im Internet nachlesen kann. Wir essen Pizza im anderen Restaurant von Austin, die ist ziemlich gut, das Publikum in dem Laden durchaus interessant.

„his horse as fast as polished steel…“

Am nächsten Tag ist es nicht mehr so windig, dafür recht kühl. Wir ziehen möglichst viele Klamotten an, der Fahrtwind pustet dennoch durch. Wir fahren schnell über die gar nicht mal so einsame Straße, stoppen zum Frühstücken in Cold Springs, einer ehemaligen Pony Express Station. Der US 50 folgt in Nevada ziemlich genau dem Pony Express Trail, einer Reiterstaffel-Route, die nur 1866 und 1867 existierte und in zehn Tagen Post vom Missouri nach Sacramento transportierte.

Cold Springs am Pony Express Trail

Dafür suchte die Firma junge, möglichst leichte Reiter, die 25 Dollar in der Woche verdienten und sich dafür auf die gefährliche Reise begaben. William „Buffalo Bill“ Cody war übrigens einer der Reiter. Als die erste Telegrafenlinie die Westküste erreichte, war der Pony Express natürlich überflüssig.

Der Pony Express Trail begleitet uns bis westlich von Fallon. Dort biegen wir von der Route ab, fahren nach Süden Richtung Las Vegas nach Topaz Lake. Denn zum einen erscheint uns der Weg nach Kalifornien über den Yosemite attraktiver als jener entlang des Lake Tahoe und zum anderen finden wir ein Motel zu akzetablem Preis hier. Das Wetter ist übrigens immer noch kühl, doch die Regenwolken umkurven uns bislang.

Abends finden wir eine kleine Bikerbar, sehr rustikal, aber mit ausgezeichneten Burgern und Tacos, sie heißt Iggy & Squiggy’s, falls jemand mal hier vorbeikommen sollte.