Wir haben es geschafft. Also die Hälfte. Gestern Abend sind wir in Kinsley an jenem Schild, das sich ein wenig großspurig „Midway USA“ nennt, vorbeigekommen. Und weil es in Kingsley keine akzeptable Übernachtungsmöglichkeit gibt, sind wir 40 Meilen weiter bis nach Dodge City gefahren. Knapp über 260 Meilen, unsere längste Fahretappe bisher.
Dafür haben wir den Tag davor etwas verbummelt. Es war sehr heiß, wir sind in gekühlten Burgerläden und Tankstellenshops abgehangen und waren in einem Stausee schwimmen. Und wir haben einen weiteren Traveler getroffen, diesmal einen mit Fahrrad. Der hatte sein Koga Miyata-Tourenrad neben unseren Motorrädern vor der Tankstelle geparkt. Die Ortlieb-Packtaschen deuteten bereits darauf hin, dass er nicht in Kansas zuhause ist.
Wir sprechen ihn an, ein Niederländer, der mit dem Fahrrad aus Denver nach Washington unterwegs ist. Da geht es immerhin bergab, ist aber doch verdammt weit. Er ist seit 23. April unterwegs, erzählt er. Und wir denken, dass wir in zwei Tagen in Colorado sind.
Wir übernachten wieder in einem State Park an einem Stausee. Unser Vorgänger hat einen Haufen Holz und Kohle in der Feuerstelle zurückgelassen, so dass wir zum ersten Mal zu einem richtigen Campfire kommen. Auch weil wir Grillanzünder gekauft haben, der das Holz recht schnell entfacht.
Am Morgen startet die Sportster mal wieder nicht, Einsatz zwei und drei für meinen Li-Io-Powerpack. Wir beschließen dann doch einen neue Batterie für die Sportster zu kaufen. Das erledigen wir in Emporia, wo wir zufällig an einer Motorradwerkstatt vorbeifahren.
Für den Rest des Tages verlassen wir die US 50, zu befahren und langweilig, und weichen auf die US 56 aus, die dem Santa Fe-Trail folgt. Zum Teil sind die Spuren der ehemaligen Handelsstraße von den Missouri-Häfen nach Südwesten in das Gebiet des heutigen Kansas und New Mexico immer noch zu sehen.
Daneben verläuft die Bahntrasse nach Dodge City, die nach dem Bürgerkrieg den Santa Fe-Trail überflüssig machte. Die Plains drumherum sind gar nicht so langweilig wie befürchtet. Es ist nie ganz flach, Ölfelder, Weiden und Felder wechseln sich ab und die riesigen Getreidesilos und Wassertürme zeigen schon lange vorher an, wo menschliche Ansiedlungen sind.
Dodge City, wieder Super 8, scheint sich zu unserer Lieblings-Motelkette zu entwickeln. Im Übrigen lohnt es sich immer, bevor man nach einem Zimmer fragt, im Internet bei einer Buchungsseite zu checken, was das Zimmer kostet. Meist sagen sie an der Rezeption einen höheren Preis. Wenn man dann anwortet, im Internet koste es nur 50, sagen sie meist sowas wie ok, dann 50.
Allein dafür hat sich der Erwerb einer SIM-Karte mit US-Flatrate (50 Euro bei Amazon) gelohnt.
Das Wetter scheint ja besser zu werden. Freut mich für euch. Müsst ihr in den kommenden Tagen hudeln? oder seid ihr im Zeitplan? Das Lagerfeuerbild ist ja schön. Sieht nach verdienter Erholung aus. Kocht ihr auf dem Feuer auch?
Weiterhin gute Fahrt.
Ach ja: Trug der Radler-Holländer wenigstens stilecht Holzlatschen?
Das Wetter ist ok, seit gestern Abend ist es auch etwas kühler. Und nun sind wir ja bereits am Rand der Rocky Mountains. Mal sehen, wie es da wird!
Dodge City = Rauchende Colts. Heinrich, hast Du Dir endlich Deinen Kindheitstraum erfüllen können?
Nichts mehr davon übrig in Dodge City. Nur eine Fake-Westernstraße, die auch nicht echter wirkt, als die Westernstadt in Dasing an der A8.