Motorradreisen und Dies und Das

Tage 21, 22 und 23: Monument Valley und mehr

Schon drei Tage nichts geschrieben, das lag aber nicht an mangelnder Schreibbereitschaft, sondern daran, dass wir die letzten beiden Nächte fernab von WLAN und Mobilnetz verbrachten.

Nach der sehr angenehmen Nacht im Recapture Motel in Bluff sind wir erst spät wieder auf den Motorrädern, dennoch aber schnell im Monument Valley. Doris war noch nie hier, ich erst einmal. Die Sonne scheint, es ist heiß, und doch ist das Valley einfach überwältigend – die Weite, der Himmel über den roten Steinen, die Stille trotz der vielen Touristen, die hier durchfahren, das ist schlicht grandios.

Monument Valley

Wir verbringen einige Zeit mit Actioncam-Filmen (zum ersten Mal auf der Reise, bisher waren wir immer zu faul) und fahren dann weiter nach Kayenta, weil wir Hunger haben.

In Wahrheit ist es an diesem Fotospot nicht so einsam, wie es hier aussieht

Die Fahrt nach Page am Lake Powell dauert den Rest des Nachmittags. Wüste, Wind, viel Verkehr, es gibt Schöneres. Abemds in Page sind die meisten Motels ausgebucht oder sehr teuer,  der erste Campingplatz am See ebenfalls. Also landen wir am Lone Rock Camping, an genau der selben Stelle, wo ich im Februar vor eineinhalb Jahren mit Land Rover war und Campingfotos gefaked habe. Damals haben wir im noblen Amangiri-Ressort übernachtet. Jetzt schlagen wir das Zelt windgeschützt hinter einem Busch auf. Den Weg runter zum See, wo es offenbar eine kleine Wohnmobil-Stadt gibt sparen wir uns mit den Harleys.

Am Lone Rock, die Harleys müssen durch den tiefen Sand

Immerhin schaffen wir es am nächsten Morgen heil durch den Sand wieder auf den Asphalt. Grand Canyon North Rim ist heute unser Ziel, nicht weit, und die Strecke entlang der Vermillion Cliffs ist wunderschön.

Navajo-Bridge und Vermillion Cliffs

Wir überqueren den Colorado River auf der Navajo Bridge, treffen dort an der Tankstelle ein US-Paar auf Motorrädern, die offenbar nur auf Trails unterwegs sind, BMW F800 und G650 mit seht grobstolligen Reifen. Die Frau ist so klein, dass sie selbst bei der nicht gerade großen G650 nicht auf den Boden kommt, sie trägt Plateau-Stiefel zu dem Zweck, sieht sehr lustig aus.Sie erzählen, dass sie nur abseits des Asphalts fahren, nur wenn es sein muss, nehmen sie die Straße. Kann man ja machen.

Am frühen Abend sind wir am  North Rim, der Grand Canyon ist immer wieder überwältgend, auch wenn man hier viel weniger davon sieht als am Südrand.

Ein kurzer Blick in den Grand Canyon

Dafür sind alle Unterkünfte ausgebucht, selbst der Campingplatz am 40 Meilen entfernten Jacob Lake. Wir überlegen schon, 30 Meilen weiter nach Kanab zu fahren, da gibt uns der Campingplatzwart einen Tipp: Nebenan auf der Group Area sei ein Bikerclub, die könnten wir ja fragen, ob wir da zelten dürften. Ansonsten kann man hier überall im National Forest im Wald sozusagen wild campen, wenn man will.

„Er öffnet still die Dose Rindfleisch, die nach Steppengräsern schmeckt…“

Ich fahre zu der Group Area, der Bikerclub sind fünf Harleyfahrer aus Salt Lake City. Der Präsi Bill bietet uns einen Platz in ihrer Mitte an, bevor ich überhaupt danach fragen kann.

Unsere Bikerfreunde aus Salt Lake City

Also zelten wir neben ihnen, kochen Chili und Reis auf dem Campingkocher, während sie ein paar 100 Meter zur Tankstelle mit Restaurant essen gehen.

Den nächsten Tag verbummeln wir wieder ein wenig, In Kanab in der Stadtbücherei erledigen wir Papierkram für den Export der Motorräder, kopieren, scannen etc. Geht alles prima, kostet 90 Cent.

Davor frühstücken wir in einem netten Café Riesenportionen Chorizo mit Eiern und Tortillas. Unterwegs biegen wir zu den Coral Sand Dunes ab. Kommen an einem Ford Focus vorbei, der sich neben der Straße im Sand festgefahren hat. Eine deutsche Touristin, die ein Foto machen wollte. Sie ist allein unterwegs, drei Monate, und  ebenfalls in Pennsylvania gestartet. Eine Jeep-Besatzung war schon dabei, ihr zu helfen, dann kommen noch zwei mit einem ATV. Die haben sogar ein Seil dabei, doch der Focus hinten keinen Haken. Also schieben wir den Eimer raus. Ich setze mich ans Steuer, natürlich sind die Räder voll eingeschlagen, ich lenke geradeaus, gebe vorsichtig Gas, während die anderen schieben. Nach zehn Sekunden ist der Ford wieder auf dem Asphalt.

Typischer Anfängerfehler, wenn man sich festgefahren hat: Die meisten legen den Rückwärtsgang ein, geben volle Kanne Gas und drehen wie wild am Lenkrad, weil sie heraus lenken wollen. Damit machen sie es dem Auto nicht leichter. Also immer Räder gerade halten und versuchen, in der Spur herauszufahren, in der man reingefahren ist.

Durch die Dunes können wir mit den Harleys nicht, ich war ja schon mal mit einem Land Rover Discovery hier… Danach fahren wir langsam Richtung Zion’s Canyon. Da waren wir 1996 auch schon. Doch so überlaufen haben wir es nicht in Erinnerung. Dazu ist das Wetter eher bedeckt und trüb, schön ist der Canyon natürlich dennoch.

Zion’s Canyon

Ein paar Meilen über die Interstate nach Norden, dann sind wir in Cedar City, Motel, Dusche, Abendessen aus dem Supermarkt in der Mikrowelle und Wäsche waschen in der Laundry, Alltag.

 

1 Kommentar

  1. Vic

    Festgefahren im Sand… wir erinnern uns an eine Episode auf dem Weg nach Sizilien vor ein paar Jährchen!! Ohne Dich, Heinrich, würde die törichte Touristin bald skelettiert in ihrer Kutsche sitzen umweht von diesen Büscheln…
    Übrigens haben wir gestern richtig leckere Burger gegessen und die Bedienung hat uns auch fehlerfrei bedient… ratet mal, wo?? Bei Hans im Glück um die Ecke!
    Boah, ich sehne mich nach Eurer tollen Landschaft! Seid Ihr Ehrenmitglieder in dem Biker Club geworden? Ach, habt Ihr´s gut! Es bringt total Spaß, Eure Tour mitzuverfolgen!

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